Seit 2008

Finanzkrise verschluckte ein Viertel der Banken in Österreich

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Die Zahl der Filialen sank in der Zeit nur um 6 Prozent - Notenbank dringt auf Kostensenkungen.

Die österreichischen Banken müssen ihre Kosten zurückschrauben. Darauf dringt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). Auch wenn es Entspannung bei faulen Krediten gibt: Im operativen Geschäft hält der Kostendruck noch an. Bei der Filialzahl sieht Notenbankdirektor Andreas Ittner jedenfalls einigen Spielraum.

   Zwar ist durch Fusionen und andere "Strukturanpassungen" seit der Finanzkrise 2008 die Zahl der Banken (Kreditinstitute) in Österreich von damals 739 auf 570 - und damit um fast ein Viertel - zurückgegangen. Vor allem bei Raiffeisen hat sich da viel getan.

   Bei den Filialen hat sich das bisher aber nicht so niedergeschlagen. Von 2008 bis Ende 2016 gab es da österreichweit nur einen Rückgang um 6 Prozent. In den letzten fünf Jahren gab es aber auch hier eine Beschleunigung. Das "totale Ausbluten" des Filialnetzes beobachtet die Notenbank freilich nicht.

   Laut Ittner kommen in Österreich 2.100 Einwohner auf eine Bankfiliale, in Deutschland sind es schon 2.400. Die Finnen liegen bei 5.200 und die Niederländer gar bei 9.600 Einwohnern pro Bankstandort.

   Auf Bankmitarbeiter umgelegt: In Österreich versorgt ein Bankmitarbeiter im Schnitt 118 Einwohner, in Deutschland sind es 126, in Italien 203, in Finnland rund 250. Über Zielgrößen für Österreich äußert sich die Notenbank nicht. Jedoch sei die Zahl der Beschäftigten in der österreichischen Bankenindustrie ziemlich hoch, so Ittner. Und offenbar gebe es Länder, in denen das Geschäft mit weniger Personal funktioniere.

   Fest stehe, dass das Kosten-Ertrags-Verhältnis hierzulande sinken muss, unterstrich Ittner: Mittelfristig müsse eine durchschnittliche Geschäftsbank hier unter 50 Prozent zu liegen kommen. Zurzeit seien es in Österreich noch 67 Prozent. Da sei noch eine ordentliche Wegstrecke zurückzulegen. Aktuelle Schnitte zum Personal- bzw. Filialabbau wirkten in der Regel erst längerfristig, da Sparmaßnahmen zunächst einmal noch Kosten mit sich brächten.

   2016 haben die Banken in Österreich ihre Wertberichtigungen stark zurückfahren können. Zeiten niedriger Abschreibungen müssten genutzt werden, um die Effizienz zu steigern und die Profitabilität zu sichern, sagte Ittner am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Zugleich muss viel Geld in IT/Digitalisierung fließen. Die Geldhäuser hätten sich um die Kosten ebenso wie um ihre Erträge zu kümmern. Eine "Gratiskultur" schaffe nicht mehr Transparenz, ganz im Gegenteil, findet Ittner.

   2016 sind die Betriebsgewinne des heimischen Bankensektors wie schon in den vergangenen Jahren rückläufig gewesen. Die Zinsergebnisse blieben unter Druck. Stark verminderte Betriebserträge wurden durch die um 63 Prozent stark gesunkenen Kreditrisikovorsorgen ausgeglichen. Je nach Betrachtung sogar mehr als ausgeglichen. Ein Vergleich der kumulierten Bankenbilanzzahlen 2016 zu 2015 ist verzerrt, da bei der größten Bank des Landes (Bank Austria) voriges Jahr die Osteuropaerträge nur mehr ein Dreivierteljahr lang in der Bilanz enthalten waren. Demnach lag der konsolidierte Jahresgewinn der Banken 2016 mit 4,8 Mrd. Euro um 359 Mio. Euro unter dem vom Jahr davor. Bereinigt - also ohne Einrechnung der Bank Austria - war laut OeNB der Nettogewinn der Branche indes um 8 Prozent höher als ein Jahr davor.

   Gute 2 Milliarden der 4,8 Mrd. Euro stammten im abgelaufenen Jahr aus dem Geschäft der österreichischen Banken in Osteuropa.

   Lob gab es für den Abbau notleidender Kredite und die Reduktion der Fremdwährungskredite, was die Notenbank auf reichlich Druck von der Aufsicht zurückführt. Seit 2008 haben die Banken in Österreich rund 18 Mrd. Euro Kernkapital aufgebaut bzw. freigemacht.

   Dass es mit der großen Aufsichtsreform jetzt nichts wird, also die Bankenaufsicht weiter auf FMA und Nationalbank aufgeteilt bleibt, nimmt der Vizegouverneur der OeNB als politische Entscheidung zur Kenntnis. Offenbar wollte man nicht die "maximalen Synergien" suchen und den Weg des geringsten Widerstands gehen, vermutet Ittner. Die Nationalbank hatte sich eine Zusammenlegung der Bankenaufsicht gewünscht, "und zwar in der Notenbank".

 

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